Vor der Einführung in KDE, sollen erstmal die Grundlagen der grafischen Oberfläche von Linux und Unix erläutert werden: das X Window System.
X Window System (kurz X) wurde vom MIT, dem Massachusetts Institute of Technology initiiert, um eine grafische Oberfläche für Unix-Systeme bereitzustellen. Heute benutzen es alle Unix- und Linux-Systeme (mit XFree86). X Window System basiert auf dem Klienten/ Server-Modell. X-Server betreiben die Hardware (Grafikkarte, Monitor, Tastatur usw.), während die Klienten alle grafischen Applikationen darstellen. Dieses Modell hat einige Vorteile:
Das X Window System ist netzwerktransparent: wenn Sie auf Maschine A einen X-Server laufen lassen, können Sie auf Maschine B ein Programm laufen lassen und dieses auf Maschine A steuern. Es ist, als ob Sie an Maschine B sitzen würden;
es ist unabhängig vom Betriebs-System und der Rechnerarchitektur: Maschine A kann ein PC sein, auf dem Linux läuft und Maschine B eine Alpha-Maschine, auf der DG/UX (ein anderes Unix-System) läuft. Es gibt zwar X-Server für andere Betriebssysteme (Windows 9x, MacOS), jedoch kaum X-Klienten.
Das X Window System an sich kann keine Fenster verwalten, diese Rolle übernimmt ein spezieller X-Klient, der Windowmanager. Ohne Windowmanager hätten Fenster keine Extras, wie Kopfbalken oder Rahmen. Sie könnten sie nicht in ihrer Größe verändern, verschiedene Fenster in den Vordergrund holen, sie verstecken usw. Die Anzahl existierender Windowmanager ist beeindruckend, wie es immer der Fall ist bei freier Software. Selbst Linux-Mandrake kann Ihnen nur eine Auswahl bieten, wie etwa Fvwm, AfterStep, WindowMaker oder den ehrwürdigen alten Twm.
Der vermutlich schwerwiegendste Nachteil dieser Architektur ist der Mangel an Kohärenz in der Benutzung. Die Anwendungen kommunizieren zwar mit dem X-Server, aber nicht miteinander. Der Windowmanager wiederum betrachtet sie nur als Fenster und kümmert sich nicht um die Art der Anwendung. X selbst weiß nichts von Drag'n'Dop, es kennt noch nicht einmal Arbeitsflächen-Symbole (es kennt ja nicht einmal Arbeitsflächen). Doch es gibt ja KDE.
KDE bietet die Kohärenz, die X Window System fehlt. KDE ist ein freies[1] Projekt initiiert von Matthias Ettrich, dessen Ziel es ist, eine komplette Desktop-Umgebung für Linux anzubieten. Dieses Projekt war und ist so erfolgreich in der Welt von Linux, dass es inzwischen die am weitesten verbreitete Umgebung ist. Außerdem ist es bereits in die Welt der kommerziellen Unix-Systeme vorgedrungen, wo einige Administratoren nun KDE den mitgelieferten Windowmanagern vorziehen.
KDE hat seinen eigenen Windowmanager. Dieser bietet all die Bequemlichkeiten, die Benutzer heute erwarten: Kontext-Menüs, Taskleisten, Dateimanager, Drag'n'Dop, usw.
KDE bringt aber auch Neues. Etwa die Web-orientierte Arbeitsoberfläche oder die vielfältig konfigurierbaren Symbole. Es ist zudem intuitiv zu bedienen und bietet etliche Einstellmöglichkeiten. Es ist eine komplette Arbeitsumgebung, mit deren Hilfe Sie viel Zeit sparen können.
[1] | D.h. es unterliegt der GPL. Dies ist allerdings nicht der Fall für das Toolkit. ,,Frei`` in dieser Beziehung heißt eher Redefreiheit. |